Von 37,3 Milliarden Euro, die als Entlastung der Bürgerinnen und Bürger in diesem Jahr vom Bundestag beschlossen worden sind, entfallen 2,5 Milliarden auf das sogenannte 9-Euro-Ticket, also die Möglichkeit für jedermann, in den drei Monaten Juni, Juli und August den Öffentlichen Personennahverkehr bundesweit für jeweils neun Euro nutzen zu können, in der Stadt, in der Region oder auch für Reisen zu ausgewählten Zielen weiter weg.
Es ist also ein Anreiz, den ÖPNV neu zu nutzen, ihn vielleicht erstmals kennenzulernen – und das zu einem äußerst günstigen Preis; es ist aber zugleich eine deutliche Entlastung all derer, die schon jetzt den ÖPNV auf dem Weg zur Arbeit oder zur Ausbildung genutzt haben; denn deren Tickets werden in dieser Zeit automatisch auf den Preis von 9 Euro reduziert. Wer zum Beispiel von Balingen nach Tübingen pendelt, zahlt seither im Jahresabo mit monatlicher Abbuchung über 99 Euro im Monat; aber auch die Fahrten von Hechingen (76 Euro) oder Mössingen (50 Euro) machen sich schon im Geldbeutel bemerkbar. Bei einer Inflationsrate von über 7 % ist das für viele eine wesentliche Entlastung; und das gilt trotz der Tatsache, dass die Inflation in den Preisen des ÖPNV in diesem Jahr noch nicht zum Ausdruck gekommen ist.
Wer öfter mal oder regelmäßig mit Zug und Bus unterwegs ist, weiß, dass er dort meist nicht die „oberen Zehntausend“ trifft; die Entlastung wirkt also vergleichsweise zielgenau. Und dasselbe gilt für die Entlastung der Schülerinnen und Schüler, der Studentinnen und Studenten und ihrer Familien, die diese Entlastung auch dringender brauchen als vergleichbare Familien ohne Kinder in schulischer oder hochschulischer Ausbildung.
Nach dem August wird es das 9-Euro-Ticket nicht mehr geben; es ist eben Teil einer auf dieses Jahr bezogenen Entlastungsstrategie, zu der auch die Streichung der über den Strompreis finanzierten EEG-Umlage, Kinderboni und Heizkostenzuschüsse für einkommensschwächere Haushalte oder die Energiepreispauschale gehören. Aber es lohnt, schon jetzt darüber nachzudenken, welche Konsequenzen aus der 9-Euro-Debatte für die Ausgestaltung des ÖPNV in Kreis und Stadt gezogen werden sollten, bei den Tarifstrukturen und den Verkehrsangeboten gleichermaßen.
Dietmar Schöning
Vorsitzender der FDP-Fraktion
9 Euro und der ÖPNV in Tübingen
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