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Was folgt nach dem 9-€-Ticket?

Die Diskussion um eine Nachfolgeregelung für das 9-€-Ticket hat noch keine konkreten Ergebnisse gezeitigt; aber sie hat deutlich gemacht, dass für eine dauerhafte Steigerung der Attraktivität des öffentlichen Personennahverkehrs (und damit auch für eine gelingende Verkehrswende) weit umfassendere Fragen zu lösen sind als nur die, zu welchem Preis und von wem finanziert künftig Regionen-,  landes- oder bundesweit gültige Tickets angeboten werden.

Gesucht werden Lösungen, die für die ländlichen Räume genauso taugen wie für die Ballungsräume und die Verdichtungsräume um die Ballungszentren herum. Ein Grundangebot, das werktags von 5 bis 24 Uhr Verlässlichkeit garantiert und am Wochenende gegebenenfalls durch Sammeltaxis ersetzt wird, muss auch im ländlichen Raum selbstverständlich werden. Das Land ist in der Pflicht, die Details mit den kommunal Verantwortlichen abzuklären und das genannte Grundangebot auch finanziell abzusichern. Bei einer höheren Verdichtung wird auch das Grundangebot dichter werden müssen, so dass ein Halbstundentakt selbstverständlich wird. Darüber hinausgehende Angebote lägen dann in kommunaler Verantwortung.

Tickets für Jugendliche sowie persönliche Monatskarten im Abonnement sollten für nicht mehr als 365 € im Jahr zu erhalten sein. Ob die Träger des ÖPNV dies aus allgemeinen Haushaltsmitteln finanzieren oder sich besonderer Finanzierungsformen wie einer Nahverkehrsabgabe bedienen müssen, wird sich zeigen. Und der Bund sollte sich zumindest in dem Maß an den Kosten des ÖPNV beteiligen, dass eine landes-, besser noch bundesweite Geltung der Tickets gewährleistet werden kann, was ja als ganz zentraler Vorteil des 9-€-Tickets gerühmt worden ist.

Im Detail kann und wird das alles auch anders aussehen. Dass aber Maßnahmen auf der Angebotsseite fast wichtiger noch sind als im Tarifbereich, scheint mir klar zu sein. Und dass das alles nicht völlig utopisch ist, zeigt das Beispiel der Stadt Tübingen: ein verbessertes Angebot wird seit Dezember gefahren; und das 365-€-Ticket kommt zum März 2023.