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Chancen und Grenzen

Die jüngsten Meldungen über die Grundsteinlegung des ersten von drei Gebäuden des Innovationscampus Cyber Valley auf der Oberen Viehweide zeigen, welchen herausragende Chancen Tübingen als Wissenschafts- wie als Wirtschaftsstandort jetzt schon hat und weiter wird ausbauen können, wenn alle Beteiligten dies konsequent wollen.

Dass eine kontinuierlich positive Entwicklung in diesem Bereich – man kann es auch „Wachstum“ nennen – auch zu mehr Beschäftigung und zu mehr Einwohnern in Tübingen (und der Region) führt, versteht sich eigentlich von selbst; und die amtliche Statistik bestätigt das auch: Tübingen weist nach den letzten Daten landesweit den höchsten Zuwachs an versicherungspflichtigen Arbeitsplätzen auf.  Und diese Entwicklung spricht dafür, dass auch das während der Pandemie eher gebremste Bevölkerungswachstum wieder zunimmt.

Allerdings – die diese Entwicklung begrenzenden Faktoren liegen ebenfalls klar zutage: ob es möglich sein wird, das von der Stadtverwaltung jetzt erst wieder neu prognostizierte Neubauvolumen von über 5.000 Wohnungen bis 2031 tatsächlich zu erreichen, bedürfte ebenso einer kritischen Diskussion wie die Annahme, der überwiegende Teil dieser Neubauwohnungen könnte auf den (landesgeförderten) sozialen Wohnungsbau oder andere Segmente preisgedämpften oder stark preisgedämpften Wohnens entfallen.

Die Baupreise steigen mit offenbar ungebremster Dynamik, die energiepreis- (und Kriegs-)getriebene Inflation begrenzt die Kaufkraft, und mit staatlicher Förderung allein – sei es über den Weg des sozialen Wohnungsbaus oder über die klimapolitisch gewünschten Investitionshilfen – werden sich die dadurch bedingten Ausfälle auch bei bereits geplanten Wohnungsbauprojekten nicht kompensieren lassen.

Einfache Auswege sind nicht sichtbar. Es ist sicher richtig, sich stärker dem Wohnungsbestand zuzuwenden; es ist vernünftig, neue Projekte soweit voranzutreiben, dass man startklar ist, wenn die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und die Förderansätze sich zum positiven verändern. Ankündigungen aber, wir könnten uns in Tübingen von der allgemeinen Entwicklung abkoppeln, dürften unrealistisch sein.

Dietmar Schöning

FDP-Fraktionsvorsitzender