9 ½ Wochen in Quarantäne, die Hälfte der gesamten Bevölkerung eingesperrt in der eigenen (kleinen) Wohnung oder im Haus mit Garten. Wir waren frei, ich meine, wir waren freigestellt von der Arbeit. Von Amts wegen nicht zur Arbeit gehen zu dürfen oder müssen und trotzdem noch einen, wenn auch etwas kleineren, Zahltag bekommen. Das nenne ich FREIHEIT. Papa ist da, Mama ist da, die Kinder sind da, die ganze Familie und sogar die liebe Sonne ist da. Und der Frühling kommt auch jeden Tag näher. „Was ist heute?“ Freitag, Dienstag oder gar Sonntag. „Ich weiß nicht!“ Welch ein unbeschwertes Leben, wäre da nicht dieser verdammte Virus. Jeden Tag eine neue Verordnung. Jeden Tag mehr Einschränkung und weniger Freude. Auf einmal ist diese FREIHEIT Gefängnis geworden. Alles ist eine Weile schön, so hat mein Vater schon gesagt. Es reicht jetzt. Für alle, die gesund geblieben sind, ist es jetzt eine Plage. Wir wollen unser altes Leben wieder zurück. Aber wollen wir das wirklich? Diese hektische Zeiten von vor der Krise, alles im Minuten-Takt, die Arbeit, die Meetings, die einzuhaltenden Fristen – sogar die Freizeit.
Am besten wir picken uns das Beste von „Corona“ und von „Vor-Corona“ heraus und gestalten unsere Welt ganz neu. Ideal wäre, wenn das jeder für sich tun könnte. Wie sähe mein perfektes Leben aus? Ich wüsste es schon. Aber ich weiß auch, dass es nicht durchführbar ist. Keiner ist ja alleine auf der Welt, sondern muss mit seinen Mitmenschen immer einen Kompromiss eingehen. Vielleicht ist die NEUE FREIHEIT auch, alles ein klein wenig langsamer zu verrichten (müssen) und sich mehr der Muse zu zuwenden. Ich glaube ich habe in diesen 9 ½ Wochen auch dazugelernt
Während ich hier so vor mich hin sinniere fällt mir ein was noch vor der Wieder-Eröffnung unseres Lokals zu tun ist. Spuckschutz, Desinfektionsmittel-Spender, Mundschutz für alle Mitarbeiter, Hinweistafeln, Trennwände bestellen. Dann ist noch die Online-Schulung durchzuführen. Wer bleibt in der Kurzarbeit, wer kommt arbeiten? Was ist in der Küche vorzubereiten? Kommen sehr viele Gäste oder kommen sehr wenige Gäste.
Wir sind jetzt wieder frei vom häuslichen Gefängnis aber wir haben viele neue Auflagen einzuhalten, die vor ein paar Monaten noch undenkbar gewesen wären. Es ist einfach lästig für ALLE. Diese Abstände einzuhalten….total unnatürlich. Diese Mundschutz-Maskerade….komplett lächerlich. Das ist nicht frei sein so wie ich es mir wünsche. Aber ich stelle mich der Herausforderung und halte mich an die Verordnungen.
Und jetzt haben wir in der Gastronomie wieder eröffnet und sehen es als unsere Hauptaufgabe an den Menschen ein Stückchen NEUE FREIHEIT zu bieten. Es werden kleine Schritte Richtung Normalität versucht. Mit Bedacht und mit Rücksicht auf alle. Mit der Hoffnung diese Zeit weiterhin gut zu managen und keinen Rückschlag zu erleiden.
Trotzdem komme ich mir im Augenblick vor wie beim Herdentrieb, so wie es jetzt in den Alpen geschieht, wenn die Kühe wieder auf die Alm geführt werden. Raus aus dem Stall – das Heu ist jetzt ja aufgebraucht – ab in die grüne Natur – sucht Euch Euer Fressen jetzt wieder selbst. Zum Melken kommen Senner und Sennerin dann 2x am Tag.
Umgemünzt auf uns Gastronomen – zwar sind wir jetzt auch, wie die Kühe, frei und können in unseren Gasthäusern wieder anpacken (grünes Gras fressen). Aber wie lange dauert es bis es wieder ganz normal läuft und wir wieder Geld verdienen können. Für sehr viele von uns wird es jetzt sogar noch härter werden. Wahrscheinlich sind keine Hilfen vom Staat, Land oder Kommune mehr zu erwarten, statt dessen großes Bangen und Fürchten, ob das Geld, das jetzt wieder verdient werden kann, auch ausreicht um zu Überleben. Vor allem auch deswegen weil jetzt schon wieder das Buhlen um die Gäste losgeht, denn die Essenspreise werden gegenseitig unterboten. Ein hochwertiges Gericht wird für 8,– bis 10,– € angeboten, das normalerweise mehr als das doppelte wert ist. Kollegen !!!!! Seid vernünftig! Ich, Gerhard Mayer, habe letzte Woche ein ganz normales Handwerker-Angebot für die Reparatur der Sauna bekommen…..6 Minuten Arbeitszeit kosten 10,– € Wie bitteschön wollt ihr durchkommen, wenn ihr ein Essen für unter 10,–€ verkauft? In diesen 10,–€ sind das Material, das ihr einkaufen müsst, Eure ganzen Nebenkosten und Steuern und Eure eigene Arbeitskraft enthalten. Ich nenne das Selbstzerfleischung. CORONA hat doch nicht geholfen.