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Schlachten ja – aber wo?

Einigkeit scheint bei allen Beteiligten darüber zu herrschen, daß es einen regionalen Schlachthof braucht und Tiere nicht zum Schlachten vorher durch’s halbe Land gekarrt werden sollen. Und das ist gut. Schließlich kann man nicht das regionale Produzieren und Einkaufen bewerben und gleichzeitig den Prozess der Schlachtung einfach auslagern nach Weitwegistan. Das wäre für viele regionale Bauern das aus und würde auch die wenigen noch verbliebenen Metzgereien, ohne welche regionale Fleischwaren kaum angeboten werden könnten, ihrer wirtschaftlichen Grundlage berauben.

Daß es auch Möglichkeiten für „sauberen“ Fleischgenuß gibt, zeigt eine kleine Firma in Überlingen. Ein moderner Fleischzerlegebetrieb mit 30 Mitarbeitern, der Tiere nur nach sehr strengen Vorgaben aus einem Umkreis von maximal 60 km bezieht. Und der es schafft, mir nur zwei Schlachttagen in der Woche und ca. 140 Stück geschlachtetem Vieh, wirtschaftlich zu agieren. Allerdings – und das kann man bei einer der dort häufig angebotenen Betriebsbesichtigungen klar erkennen – erfordern diese tier- und umweltfreundlichen und doch effizienten Arbeitsprozesse Räumlichkeiten und Vorrichtungen, wie sie in einem über 100 Jahre alten Gebäude nur zum Preis der reinen Fassadenerhaltung machbar wären. Dies wäre ein (zu) hoher Preis für ein Dogma, das sich überlebt hat.

Die Alternative zu dieser Art der Fleischerzeugung findet man z.B. in Rheda-Wiedenbrück. Dort werden in einem Betrieb täglich 30.000 (!) Schweine geschlachtet und zerlegt. Dieses Fleisch kann man auch kaufen. Meist aus Massentierhaltung. Durch halb Deutschland gekarrt. Im Supermarktregal liegend. Billig. In Plastik verpackt. Und einigermaßen arm an Geschmack.

Noch hat jeder Einzelne die Wahl, für welche Art von Fleisch er sich entscheidet. Und damit dies auch weiterhin so bleiben kann und zudem die drei Säulen der regionalen Fleischproduktion – Aufzucht, Schlachtung und Vertrieb – eine Zukunft haben, sollte von den Akteuren dringend eine regionale Lösung gefunden werden.

Denn wenn neben Rottenburg auch Metzingen und Balingen mit ihren kleinen Schlachthöfen nicht so recht glücklich sind, dann lohnt doch der Aufwand für die Berufsverbände, einen solchen z.B. als Genossenschaftsmodell zu planen. In der Region. Mit Bauern und Metzgern aus der Region. Für die Menschen in der Region.

Andernorts klappt das auch.

Tobias Raidt FDP-Fraktion im Kreistag