Dass das 49-Euro-Ticket nicht zum 1. Januar 2023 das Licht der Welt erblicken wird, wie mancher gehofft haben mag, war absehbar: Schwierig ist es ja nicht nur, für ein solches Projekt das Einvernehmen zwischen Bund und Ländern herzustellen – das ist, nachdem der Bund zusätzlich zur hälftigen Kostenteilung eine weitere Erhöhung der den Ländern zufließenden Regionalisierungsmittel und deren stärkere Dynamisierung zugesagt hatte, seit der Ministerpräsidentenkonferenz Anfang November unter Dach und Fach -, schwierig ist es auch, alle technischen Fragen der Einführung so mit der Betreiberseite, also den Verkehrsunternehmen, abzuklären, dass das Projekt von Anfang an ein Erfolg wird.
Wenn es also März wird, oder April, oder auch Mai, muss das kein Schaden sein; denn Gründlichkeit und Genauigkeit geht auch hier vor Schnelligkeit. Und diese zwei, drei oder vier Monate geben uns vor Ort die Chance, unsere eigenen Maßnahmen im Bereich der Tarife des öffentlichen Nahverkehrs so mit dem 49-€-Ticket zu synchronisieren, dass eine noch bessere Lösung ohne allzuviel zusätzlichen Aufwand herauskommt.
Wenn wir eine Lösung finden, die die Vorzüge eines bei uns in den Gremien schon beschlossenen Tübinger 365-€-Tickets – ein Monatspreis für persönliche Abonnements in der Nähe von 30 Euro – mit der deutschlandweiten Geltung des 49-€-Tickets verbindet, wären das Meilensteine auf dem Weg zu einer neuen Tarifstruktur. Deutschlandweite Geltung heißt ja nicht jedes Wochenende Sylt, sondern heißt Ludwigsburg und Stuttgart, oder Heidelberg und Schwäbisch Hall. Und während das 365-€-Ticket auf Verkehre innerhalb Tübingens beschränkt wäre, profitiert eben in der deutschlandweiten Variante auch der Tübinger Pendler nach Mössingen, Metzingen oder Bad Urach.
Schaffen wir das, schaffen wir auch neue Kunden für den ÖPNV. Und diese neuen Kunden brauchen wir, um den ÖPNV zu einem Kernbereich klimaverträglicher Verkehrspolitik werden zu lassen.
Ein Tübinger Deutschlandtarif
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