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Mundschutz tragen? – Wir sollten es wagen!

Die Bundeskanzlerin will heute mit den Ländern entscheiden, wie es weitergehen soll in unserem Land. Ratgeber aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik, u.a.m. werden dabei mit ihren unterschiedlichen Positionen zur Entscheidung beitragen. Ebenso aber muss bedacht werden, dass die Meinung selbsternannter Propheten auf allen Kanälen Stimmung und Motivation der Öffentlichkeit oft wirksamer beeinflussen können als Sachargumente.

Die Beschränkung der persönlichen Freiheiten soll dabei überprüft und neu definiert werden. Unstrittig ist, dass die strengen normativen Kontrollen zu der erhofften Abflachung der Infektionskurve geführt haben. Was es aber bedeutet, das gesellschaftliche Gesamtgeschehen in Deutschland an der Zahl der zur Verfügung stehenden Intensivbetten auszurichten, um nicht in die Situation zu kommen, Behandlungsbedürftige abweisen zu müssen, können wir derzeit bei der Suche nach einer tragfähigen Exitstrategie erleben. Wir haben weder verlässliche Zahlen über die tatsächlich Infizierten oder die sogenannte Dunkelziffer der unbemerkt Infizierten noch über wirksame Medikamente oder ausreichend vorhandene effektive Nachweisverfahren. 

Die Sorgen und Ängste unserer Mitbürger kann man in den Leserbriefen der letzten Samstagsausgabe dieser Zeitung erfahren. Aber nicht nur dort, auch in der Tübinger Rathausspitze findet man an selektiver Stigmatisierung Gefallen. Unser OB hat für die Jahrgänge 1954 und älter Masken im Wert von 100.000 € bestellt, welche der Gemeinderat angeblich bereitgestellt habe. Indes ergab sich im Gremium in dieser Frage keine klare Mehrheit. 

Auf diese Weise wird ein Siebtel der Tübinger und Tübingerinnen zum Maskenträger und damit als Gefährder stigmatisiert. Denn diese Stoffmasken schützen ja nicht den Träger selbst sondern alle anderen vor dem Träger. Umgekehrt wird ein Schuh daraus. Wollte man also die Hochrisikogruppen schützen, müssten in möglichen Kontaktsituationen zuerst die anderen zur Maske greifen. Dann aber ist es nachvollziehbarer und auch demokratischer, wenn in solchen Situationen alle eine Maske tragen. 

Kommt es nach Ostern zu einer Lockerung der strengen Einschränkungen, was allgemein herbeigesehnt wird, muss die Exitstrategie einen Verhaltenskodex bereitstellen, der die Ängste und Sorgen adressiert und für alle gleichermaßen verständlich die möglichen Kontaktsituationen regelt. 

Es wird nicht ausreichend sein, nur auf Abstand zu gehen, die Hygiene einzuhalten und Kontakte weitgehend zu reduzieren. Die FDP plädiert deshalb dafür, dass in definierten Kontaktsituationen freiwillig von allen Masken getragen werden (ÖPNV, Einkauf, Dienstleistung).