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Regionale Probleme – regionale Lösungen

Rund dreißigtausend Personen, die täglich aus beruflichen oder Studiengründen weit überwiegend per PKW nach Tübingen einpendeln, sowie zusätzlich weit mehr als 10.000, die als ambulante Patienten oder als Besucher zu den Kliniken unterwegs sind, stehen für ein nicht ganz einfach zu lösendes Problem. Die Luftqualität mit den damit verbundenen gesundheitlichen Risiken und vor allem der Klimagefährdung ließe sich deutlich verbessern, die individuellen und gesamtwirtschaftlichen Verluste durch Staus entsprechend verringern, wenn es gelingt, nennenswerte Anteile dieses Verkehrs auf eine Regionalstadtbahn zu verlagern, die das draußen mit dem drinnen optimal verknüpft.

Exakt berechnen lässt sich nicht, wie viele Verlagerungsfälle auf ein Stadtbahnsystem es geben würde; aber es gibt seriöse Abschätzungen und Erfahrungswerte aus anderen Städten. Eine wesentliche Rolle spielen der Komfort (kein Stau, Umsteigefreiheit), die Zuverlässigkeit und die Berechenbarkeit (dichter Takt, zügiges Fahren) der Regionalstadtbahn. Denn die Bürger müssen ein solches System freiwillig und bewusst annehmen. 

Einzelne Aspekte dieses Szenarios ließen sich auch mit anderen Mitteln erreichen – Elektro- oder Brennstoffzellenbusse könnten die Stickoxid-Belastungen deutlich senken, und zumindest lokal die CO2-Bilanz verbessern; ohne eine Verringerung der gesamten individuellen Automobilität bleibt dies aber unvollkommen, verringert den Stau auf den Ein- und Ausfahrten nach Tübingen nicht und wirkt auch nicht gegen die Überlastung der innerstädtischen Verkehrsinfrastruktur, die auch den guten, Bus-betriebenen Tübinger ÖPNV an seine Grenzen gebracht hat. 

Raus aus dem Stau; weniger Stickoxide; und vor allem weniger klimaschädliches CO2 – für all das zusammen steht das Konzept der Regionalstadtbahn. Wer sagt, diese Ziele anders besser erreichen zu können, ist beweispflichtig.

 
Deshalb rate ich dazu, in aller Gelassenheit abzuwarten, was die im Einvernehmen aller Fraktionen berufenen Gutachter der Stadt Tübingen sagen, wenn sie am 13. Oktober ihre Ergebnisse zu möglichen Alternativen zur Innenstadtstrecke der Regionalstadtbahn vorstellen. Es nutzt auch einer Bürgerinitiative nicht, wenn sie vorab etwas unter die Leute bringt, was die Gutachter angeblich sagen, und gleichzeitig das Stadtbahnkonzept  zu diskreditieren versucht.


Dietmar Schöning
Fraktionsvorsitzender der FDP