Seit dem letzten Herbst haben sich die Pläne des Landes verdichtet, mit Hilfe eines Wettbewerbsverfahrens geeignete Standorte für einen Innovationspark Künstliche Intelligenz zu ermitteln. Immer wieder hörte man von Vorstellungen des Landes für diesen Wettbewerb, und von Interessebekundungen seitens der Wirtschaft, der Wissenschaft und der kommunalen Ebene. Bei den genannten Größenordnungen – 50 Hektar Mindestfläche – schien unsere Region draußen vor zu sein; Tübingen hat kaum Flächen, die es hätte einbringen können, und mit dem ehemaligen Betz-Gelände allein hätten auch die Reutlinger Nachbarn dieses Projekt nie und nimmer stemmen können.
In den letzten Wochen aber hat sich das offenkundig geändert: bei veränderten Wettbewerbsbedingungen – Kofinanzierung des Landeszuschusses in Höhe von 48 Mio. € in gleicher Höhe, aber nur noch 15 ha Fläche – erschien eine koordinierte Bewerbung aus der Region plötzlich nicht mehr aussichtlos zu sein. Mehr als ein Schönheitsfehler allerdings ist es, dass die Stadtverwaltungen es bis zur letzten Woche nicht für notwendig gehalten hatten, ihre Gremien zumindest vertraulich über die Absicht der Bewerbung und die vorgesehenen Kooperationsstrukturen zu unterrichten.
Es macht wohl Sinn, eine solche Bewerbung nicht als Projekt einer einzelnen Kommune anzugehen, sondern sich regional aufzustellen. Ob es aber die beste Lösung ist, gleich im Verbund dreier Regionen an den Start zu gehen (Stuttgart, Neckar/Alb und Karlsruhe), und dann unterhalb dieser Ebene kleinteiligere Betriebsgesellschaften, z.B. im Oberzentrum Reutlingen/Tübingen, zu bilden, hätte eine gründliche Diskussion verdient, die nun wegen der Kurzfristigkeit der Entscheidungsfindung wohl nicht mehr wird stattfinden können.
Hoffen wir, dass die Beteiligung derer, mit denen ein KI-Innovationspark inhaltlich abgestimmt sein muss, die Beteiligung von Wirtschaft und Wissenschaft, gründlicher und frühzeitiger vorangerieben worden ist. Gerade die Mitwirkung der wissenschaftlichen Institutionen an der Konzeption des Projekts kann wegen des Exzellenzstatus vieler unserer Einrichtungen den Unterschied zu anderen Bewerbungen ausmachen, durch ein – durchaus erstrebenswertes – Spannungsverhältnis zwischen dem Cyber Valley Projekt und dem neuen Innovationspark, die füreinander Ergänzung und Herausforderung zugleich darstellen können.
Dietmar Schöning
Fraktionsvorsitzender der FDP